Pressemitteilung

Zehn Jahre AZOM: Optische Messtechnik als Innovationstreiber

Jubiläumsveranstaltung in Zwickau beleuchtete Rolle des Fraunhofer-Anwendungszentrums für Forschung, Lehre und industrielle Entwicklung in Westsachsen.

Personen betrachten Versuchsaufbauten auf einem optischen Labortisch.
Institutsdirektor Prof. Peter Hartmann (l.) führte die Gäste durch die Labore des Anwendungszentrums (Foto: Helge Gerischer / Fraunhofer IWS).
Bilck in einen gut gefüllten Veranstaltungssaal.
Die Festveranstaltung zum 10-jährigen Jubiläum fand im Bürgersaal des Zwickauer Rathauses statt (Foto: Helge Gerischer / Fraunhofer IWS).
Prof. Andreas Tünnermann, Leiter des Fraunhofer IOF, Prof. Christoph Leyens, Leiter des Fraunhofer IWS, Andreas Greiner, Infineon, (v. l.) und Dr. Patrick Hoyer, im Namen des Vorstands der Fraunhofer-Gesellschaft, (r.) gratulierten Prof. Peter Hartmann, Leiter Fraunhofer AZOM, (2. v. r.) und seinem Team zu zehn erfolgreichen Jahren (Foto: Helge Gerischer / Fraunhofer IWS).
Oberbürgermeisterin und Hochschulrektor sitzen in einem vollbesetzten Saal und verfolgen einen Vortrag.
Unter den Gästen zum 10-jährigen Jubiläum des Fraunhofer AZOM waren auch Zwickaus Oberbürgermeisterin Constance Arndt und WHZ-Rektor Prof. Stephan Kassel (Foto: Helge Gerischer / Fraunhofer IWS).
Eine Gewebeprobe liegt vor einem Computer, der Daten anzeigt.
Versuchsaufbau am Fraunhofer-Anwendungszentrum für Optische Messtechnik AZOM (Foto: Helge Gerischer/Fraunhofer IWS).

Das Fraunhofer-Anwendungszentrum für Optische Messtechnik AZOM steht für optische Messtechnik, die industriellen Anforderungen gerecht wird. Am 18. Juni 2025 würdigten über 100 Gäste aus Industrie, Wissenschaft, Politik und Verwaltung dessen zehnjähriges Bestehen in Zwickau. Das Anwendungszentrum wurde als gemeinsame Einrichtung des Fraunhofer-Instituts für Werkstoff- und Strahltechnik IWS und der Westsächsischen Hochschule Zwickau (WHZ) gegründet. Heute steht es für praxisnahe Forschung, strategische Kooperationen und passgenaue Lösungen für Unternehmen, insbesondere kleine und mittlere Betriebe. Das Fraunhofer AZOM verbindet optische Präzision mit industrieller Anwendbarkeit und leistet damit einen Beitrag zur Innovationskraft der Region.

Auf der Jubiläumsveranstaltung des Fraunhofer AZOM betonten Prof. Heike Graßmann, Staatssekretärin Sächsisches Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus, Constance Arndt, Oberbürgermeisterin der Stadt Zwickau und Prof. Stephan Kassel, Rektor der Westsächsischen Hochschule Zwickau (WHZ) und Dr. Patrick Hoyer als Vertreter des Vorstands der Fraunhofer-Gesellschaft die Bedeutung des Anwendungszentrums für den regionalen, nationalen und internationalen Wissens- und Technologietransfer. Prof. Christoph Leyens, Institutsleiter des Fraunhofer IWS, und Prof. Peter Hartmann, Leiter des Fraunhofer AZOM, skizzierten die Entwicklung der vergangenen zehn Jahre. In einer Fachsektion präsentierten langjährige Partner wie Infineon, LEC und fiberware aktuelle Perspektiven zur Rolle optischer Messtechnik in der industriellen Praxis. Anschließend bot ein Technologieforum Einblicke in laufende Projekte und neue Forschungsthemen des Zentrums. Dabei präsentierten Forschende aktuelle Technologien, darunter faseroptische Sensorik, hyperspektrale Bildgebung und KI-gestützte Datenanalyse. Der Austausch mit langjährigen Wegbegleitern sowie neuen Projektpartnern verdeutlichte die inhaltliche, personelle und strategische Weiterentwicklung des Fraunhofer AZOM.

Von der Gründung zur etablierten Schnittstelle

»Seit der Gründung arbeiten wir eng mit der regionalen Industrie mit dem Ziel zusammen, optische Messsysteme direkt in Produktionsprozesse zu integrieren«, sagte Prof. Peter Hartmann. »Unsere Lösungen adressieren reale Herausforderungen der Unternehmen. Wir verbinden Methodenkompetenz mit Systemintegration: immer anwendungsbezogen, häufig interdisziplinär.«

Aus dem ursprünglich vierköpfigen Gründungsteam hat sich bis heute ein Zentrum mit mehr als 40 Mitarbeitenden entwickelt. Das jährliche Projektvolumen liegt jenseits von drei Millionen Euro. In mehr als 130 Projekten entstanden Technologien für die Fertigung, Qualitätssicherung und Prozessanalyse, viele davon in enger Zusammenarbeit mit der WHZ und mittelständischen Partnern aus Westsachsen.

Lehre, Forschung und Technologietransfer verzahnt

Ein Alleinstellungsmerkmal des Fraunhofer AZOM liegt in der engen Kooperation mit der WHZ. Diese ermöglicht, wissenschaftliche Ausbildung und angewandte Forschung systematisch zu verbinden. Seit 2015 entstanden in enger Kooperation 79 Abschlussarbeiten und 40 Praktika. Zwei Promotionen wurden erfolgreich abgeschlossen, drei weitere laufen. Viele der Studierenden haben sich inzwischen als fester Teil des wissenschaftlichen Teams etabliert. »Das Fraunhofer AZOM vereint wissenschaftliche Exzellenz industrieller Relevanz. Genau diese Verbindung braucht es, um neue Ideen in marktfähige Lösungen zu überführen«, betont Prof. Christoph Leyens. »Die Einrichtung ist ein Modell dafür, wie Technologietransfer in strukturschwachen Regionen gelingen kann.«

Zukunftsthemen im Fokus

Inhaltlich entwickelt sich das Zentrum konsequent weiter. Neben etablierter Expertise in der optischen Oberflächenmesstechnik adressiert das Fraunhofer AZOM neue Innovationsfelder: etwa die Detektion gasförmiger Stoffe mit Hilfe moderner Spektroskopie, die Analyse großer Datenmengen mit KI-Algorithmen oder die Anwendung der optischen Kohärenztomografie (OCT) in der Fertigung und in der biomedizinischen Diagnostik.

Das westsächsische Anwendungszentrum ist zudem international vernetzt. Es beteiligt sich regelmäßig an Großprojekten der EU – zuletzt am Projekt »HyperImage«, das neue Verfahren für die hyperspektrale Bildgebung in der Qualitätskontrolle entwickelt. Auch in der Fachcommunity ist das Zentrum präsent. 2023 präsentierte das Team zum 20. Mal seine Forschung auf der SPIE Photonics West in San Francisco. Gefördert durch ein DFG-Stipendium wechselte Dr. Christopher Taudt im Mai 2025 als Gastprofessor an das RMIT Centre for Additive Manufacturing in Melbourne, um den Wissenstransfer von Westsachsen in die Welt zu befördern.

Über das Fraunhofer AZOM

Das Fraunhofer Institut für Werkstoff- und Strahltechnik IWS betreibt in Kooperation mit der Westsächsischen Hochschule Zwickau (WHZ) das Fraunhofer-Anwendungszentrum für Optische Messtechnik und Oberflächentechnologien (AZOM). Dort erforschen und entwickeln die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler neueste Ansätze der optischen Messtechnik, Bildverarbeitung, Prozesskontrolle und Oberflächencharakterisierung. Ziel ist es, die Forschungsergebnisse schnell und direkt in applikationsspezifische Lösungen für industrielle Prozesse zu transferieren. Das Fraunhofer AZOM bildet eine Schnittstelle zwischen angewandter Wissenschaft und Industrie in den Feldern Medizintechnik, Kraftfahrzeugtechnik, dem Maschinenbau und der Halbleitertechnologie.

Dabei erfolgt die Forschungs- und Entwicklungsarbeit des Anwendungszentrums entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Neben Machbarkeitsstudien und Auftragsmessungen bietet das AZOM die Industrieintegration etablierter Technologien sowie die Entwicklung neuartiger Messverfahren bzw. Oberflächentechnologien. So konzeptionieren die Zwickauer Wissenschaftler komplexe industrietaugliche optische Messverfahren und Systemkomponenten, charakterisieren Oberflächen, entwickeln anwenderspezifische Sensorik sowie Aktorik und bieten zerstörungsfreies Monitoring von Prozessen und Bauteilen.

Darüber hinaus gehören die Entwicklung elektronischer Steuerungen, komplexer applikationsspezifischer Software und die Konzeptionierung von optischen Systemkomponenten wie Messlichtquellen sowie faserbasierter Baugruppen zum Leistungsumfang des Anwendungszentrums. Schwerpunkt sind dabei insbesondere Lösungen für Problemstellungen, die mit der am Markt erhältlichen Standardtechnik noch nicht zu lösen sind.

Weitere Informationen: s.fhg.de/azom

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Infobox

Zehn Jahre Fraunhofer AZOM: Meilensteine und Entwicklungen

2015

  • Gründung als gemeinsames Anwendungszentrum von Fraunhofer IWS und WHZ mit vier Personen
  • Förderung durch den Freistaat Sachsen in Höhe von 3 Mio. €
  • Start erster Industrieprojekte mit Audi und Infineon

2016

  • Offizielle Eröffnung nach Einzug in die neuen Labore und Räume in der Keplerstr. 2 in Zwickau

2017/18

  • Positive Zwischenevaluation durch Fraunhofer-Gremien
  • Ausbau der Mitarbeitendenzahl

2020

  • Erste abgeschlossene Promotion von Christopher Taudt (Niederkohärenzinterferometrie)

2021

  • Zweite abgeschlossene Promotion von Tobias Baselt (Superkontinuum in der optischen Messtechnik)
  • Erfolgreiche Endevaluation und Verstetigung

2023

  • Beteiligung an EU-Projekten »HyperImage« (5,6 Mio. € Gesamtvolumen) und »Future Mobility« (17,7 Mio. € Gesamtvolumen)
  • Größtes Industrieprojekt

2024

  • Projektvolumen steigt auf über 3 Mio. €
  • Mitarbeitende: 17 vom Fraunhofer IWS, 9 von der WHZ, 15 Studierende

2025

  • 10-jähriges Jubiläum
  • Internationale Sichtbarkeit durch Gastprofessur von Dr. Christopher Taudt in Melbourne, Australien

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Interview

Drei Fragen an Prof. Peter Hartmann

Was zeichnet das Fraunhofer AZOM aus Sicht der Industrie aus?

Wir bieten einen Zugang zu optischer Messtechnik, der auf industrielle Bedingungen zugeschnitten ist. Unsere Arbeit beginnt nicht mit fertigen Lösungen, sondern mit dem konkreten Bedarf, insbesondere bei kleinen und mittleren Unternehmen. Wir denken entlang realer Prozesse und entwickeln dafür angepasste Systeme. Unsere drei Säulen sind: individuelle Mess- und Bearbeitungsdienstleistungen, Systemintegration und die Entwicklung neuartiger Verfahren.

Wie verändert sich die Forschung am Anwendungszentrum?

Unsere Forschung wird datengetriebener, vernetzter und interdisziplinärer. Die klassische Trennung von Hard- und Software weicht einem Systemverständnis. Neue Methoden wie KI helfen uns, komplexe Zusammenhänge in Echtzeit zu analysieren. Gleichzeitig bleiben Präzision, Zuverlässigkeit und physikalisches Verständnis zentrale Anforderungen. Genau in dieser Verbindung liegt unsere Stärke.

Wo sehen sie die strategischen Entwicklungsfelder der kommenden Jahre?

Wir verfolgen drei neue Schwerpunkte. Erstens: die Gasmesstechnik – ein stark wachsendes Feld mit hoher Relevanz für Umwelt- und Energietechnik. Zweitens: KI-gestützte Messtechnik für Prozesssteuerung und Fehlererkennung. Drittens: die optische Kohärenztomografie, die in der Industrie und der Biomedizin enorme Potenziale bietet. Parallel bauen wir unsere etablierten Verfahren kontinuierlich weiter aus.

 

 

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