Pressemitteilung

Sächsischer Integrationspreis: Zwei Projekte mit WHZ-Bezug nominiert

Am 16. November 2018 werden zum neunten Mal sächsische Initiativen, Unternehmen und Vereine mit dem Sächsischen Integrationspreis ausgezeichnet. Unter den etwa 70 vorgeschlagenen Projekten sind auch zwei mit engem Bezug zur Westsächsischen Hochschule Zwickau (WHZ).

Quelle: Fotoilia.com/DOC RABE Media

Der Sprach- und Kulturmittlerdienst Zwickau und das Projekt "Starterpaket" gehören zu den Nominierten, die sich im besonderen Maße für die Integration ihrer ausländischen Mitbürgerinnen und Mitbürger engagieren.

Unterstützung bei gesellschaftlicher Teilhabe
Der Sprach- und Kulturmittlerdienst Zwickau unterstützt mit Ehrenamtlichen Menschen mit geringen Deutschkenntnissen und örtliche Einrichtungen. Ziel ist es, Sprach- und Kulturmittlerdienste für vielseitige Lebens- und Alltagssituationen in der Region anzubieten, um Missverständnisse zu vermeiden und gesellschaftliche Teilhabe zu verbessern. Der Sprach- und Kulturmittlerdienst Zwickau ist eine integrative Maßnahme der Stadt Zwickau in Kooperation mit der Westsächsischen Hochschule Zwickau.

Im Sprach- und Kulturmittlerdienst Zwickau sind gegenwärtig 50 ehrenamtliche MitarbeiterInnen und zwei hauptamtliche KoordinatorInnen vereint, um zur Deckung des hohen und vielseitigen Bedarfs an Sprach- und KulturmittlerInnen in alltäglichen Lebenssituationen sowie öffentlichen Einrichtungen, die keine Möglichkeit zur Nutzung professioneller DolmetscherInnen und ÜbersetzerInnen haben, beizutragen. Monatlich werden circa 50-70 Anfragen aus dem gesamten Landkreis Zwickau gestellt. Dabei handelt es sich z. B. um mündliche Sprachmittlungen für Elterngespräche, Anwalts- und Arzttermine oder Termine bei Standesamt und Agentur für Arbeit, aber auch um schriftliche Sprachmittlungen für öffentliche und soziale Einrichtungen. Seit April 2016 wurden über 1300 Einsätze im Landkreis Zwickau erbracht, davon 80 % in der Stadt Zwickau. Etwa 1/3 der ehrenamtlichen Sprach- und KulturmittlerInnen sind Studierende der WHZ bzw. ehemalige oder aktuelle TeilnehmerInnen aus dem WHZ-Integra-Projekt.

Starterpaket soll deutschen Alltag verständlich machen
Ebenfalls nominiert ist das Projekt „Starterpaket“, das beim Einstieg in den deutschen Alltag helfen soll. Wer in ein neues Land kommt, muss sich im Alltag schnell neu orientieren und verständigen können. Das Starterpaket hilft Geflüchteten beim Zugang zu unserer Kultur und Sprache. Ehrenamtliche unterstützt es bei der zügigen Vermittlung eines Basiswissens. Die Idee für dieses „Starterpaket“ entstand in der Vorbereitung der Westsächsischen Hochschule Zwickau auf die Einrichtung einer Erstaufnahme auf dem Campus Scheffelstraße. Fünf Frauen entwickelten eigenes Material für einen guten Start eines ersten Orientierungs- und Sprachangebotes. Das Echo war sehr positiv – es zeichnete sich schnell großer Bedarf über die Erstaufnahmeeinrichtung hinaus ab. Mit Unterstützung der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung wurde das Material inhaltlich und grafisch noch einmal weiter entwickelt. Für das Starterpaket wird mittlerweile die 3. Auflage geplant.

Aus einer Idee wird ein Großprojekt
Dass die Gruppe schlussendlich über eineinhalb  Jahre lang intensiv mit der Entwicklung des Starterpaketes beschäftigt war, hätte sich zu Beginn keine der fünf Frauen vorstellen können. In der eher zufälligen Begegnung beim ersten Treffen potentieller Engagierten für die Erstaufnahme auf dem Scheffelberg fanden sich spontan als Projektgruppe: Dajana Conrad (Leiterin des Sprach- und Kulturmittlerdienstes), Sieglinde Eichert, Lehrerin und freie Dozentin für Bildungsangebote, und aus der WHZ die Mitarbeiterinnen bzw. Angehörige Manja Franke, Herdis Klarmann und Anne Potzel (die die WHZ im Frühjahr 2018 verlassen hat).
Ideal trafen unterschiedliche Kompetenzen zusammen, um ein Gesamtpaket zu entwickeln, das in der Praxis für ehrenamtlich Engagierte fehlte.

Fast wäre das Projekt gestorben. Durch eine politische Entscheidung wurde die Sprachschulung in der Erstaufnahme am Scheffelberg an einen Bildungsträger statt an Ehrenamtliche übertragen, die durch das Projektteam fit gemacht in den Startlöchern standen. „Wir machen trotzdem weiter. Das Starterpaket wird gebraucht, das wissen wir von einigen Initiativen im Zwickauer Landkreis.“  Das entschieden die Frauen, ermutigt aus den Rückmeldungen ihres Praxistests. Diesen bestanden die frisch erarbeiteten Module in unterschiedlichen Einsatzorten in Marienthal, Eckersbach und Kirchberg, wo die Frauen Initiativen unterstützten.

Richtig Auftrieb bekam die Arbeit an der Entwicklung des Starterpaketes, als mit der Hobbyzeichnerin Deborah Petri auch noch die Schwierigkeit fehlender Zeichnungen gelöst wurde. Da der Ansatz war, möglichst viele Bilder zur Visualisierung der Inhalte einzusetzen - was nicht nur Analphabeten beim Lernen unterstützt.

Manja Franke, die sich selbst als didaktischer Laie in Sachen Sprachvermittlung in Marienthal ausprobierte und erste Module mit Geflüchteten testen konnte, erinnert sich an die Anfänge: „Der Erfolg war erstaunlich – nach nur 3 Stunden Unterricht konnten die Teilnehmenden schon die Frage nach dem Namen beantworten oder stellen sowie Grußformeln verstehen und sagen.“

Loses Freiwilligenprojekt wird zum Sachsenerfolg
Sieglinde Eichert, freie Dozentin für Bildungsangebote, fand mit der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung (SLpB) einen Partner, der den Wunsch der Gruppe erfüllte: Sie wollten das Starterpaket unbedingt kostenlos an die vielen Engagierten in der Arbeit mit Geflüchteten abgeben können.
„Mit Unterstützung  der SLpB wurde unser Starterpakt zusammen mit einer Agentur professionell umgesetzt und gedruckt. Weil die SLpB noch den Sächsischen Ausländerbeauftragten gewinnen konnte, wurden die Starterpakete sachsenweit Interessierten tatsächlich kostenfrei zur Verfügung gestellt. Für uns Autorinnen wurde vereinbart, dass wir  von jeder Ausgabe je ein Exemplar erhalten. Obwohl kaum Werbung für das Starterpaket gemacht wurde, war die zweite Auflage wieder so schnell vergriffen, dass wir unsere Belegexemplare fast nicht bekommen hätten“, sagt Sieglinde Eichert lachend. Die Gruppe ist gespannt, ob die dritte Auflage erneut so großen Anklang findet.

Kontakt:
Sprach- und Kulturmittlerdienst Zwickau
Dajana Conrad
Leiterin Sprach- und Kulturmittlerdienst Zwickau
E-Mail: sprachundkulturmittler@fh-zwickau.de
Telefon: +49(0)375-5363567