Sektion 8: Kommunikation und Sprachmittlung in verschiedenen Rechtsräumen

Sektionsleitung

Sektionsbeschreibung

Das Recht beschränkt sich nicht auf einen klar abgegrenzten Raum, sondern es bestehen Berührungspunkte und Verflechtungen mit anderen Räumen. Die Verbindung zwischen Recht und Räumlichkeit lässt sich aus verschiedenen Perspektiven betrachten. In den letzten Jahrzehnten schufen die Rechtlinguistik, die Forensische Linguistik und die Rechtsübersetzung (als jeweils eigenständige Forschungsbereiche) allmählich einen neuen Forschungsraum in den Geistes- und Sozialwissenschaften, der unter anderem von dem interdisziplinären Austausch mit der Rechtsvergleichung profitierte.

Aber die Verbindung zwischen den Organen der Rechtspflege, der Gesetzgebenden Gewalt und der Räumlichkeit ist weitaus umfassender. In welchen Räumen erfolgt die Rechtsfindung? In welchen unterschiedlichen und neuartigen Räumen wird das Recht gestaltet? Wie kommuniziert das Recht in diesen Räumen und über diese Räume hinaus? Unsere Rechtsordnungen sind in verschiedenen geografischen Räumen verankert, obwohl sie sich oft einer gemeinsamen Sprache bedienen. Und wie verhält es sich mit plurizentrischen Sprachen? Was bewirkt die Nutzung einer Sprache, wenn Recht in verschiedenen Kontinenten, verschiedenen Räumen, verschiedenen Kulturen und Traditionen angewandt wird? Welcher Bezug besteht zwischen den Varietäten eines Landes und den Rechtsdiskursen aus soziolinguistischer und geolinguistischer Perspektive?

Das Portugiesische bietet als globale Sprache Raum für etablierte und neu entstehende Varietäten. Wie interagieren diese Varietäten? Wie ist ihr Selbstverständnis? Mit welchen kommunikativen Hürden werden Sprecher aus Ländern mit Portugiesisch als Amtssprache konfrontiert, wenn es um eine Sprache geht, Kultur, Geschichte und Rechtsordnung sich aber unterscheiden?

Wie gestaltet sich das Miteinander der Varietäten eines Landes mit anderen Varietäten derselben Sprache in dieser vielstimmigen Synchronie, in der Portugiesisch als globale Sprache eingesetzt wird? Und wie konkretisiert sich dies in der Justiz? Welche Rolle kommt hier Übersetzern und Dolmetschern zu? Und den portugiesischsprachigen Rechtslinguisten in den verschiedenen europäischen Institutionen? Welche weiteren Sprachen beherrschen sie neben dem Portugiesischen? Mit welchen Varietäten arbeiten sie, und wie können diese definiert werden? Welchen Einfluss übt das mehrsprachige Gesetzgebungsverfahren in Europa auf die Verwendung des Portugiesischen in den gerichtlichen Instanzen aus? Wie erfolgt die Rechtskommunikation mit der globalen Sprache Portugiesisch im Rahmen der verschiedenen Formen der Rechtshilfe? Inwiefern haben die Richtlinien 2010/64 EU und 2012/13 EU ihr Ziel erreicht? Gewährleisten sie portugiesischsprachigen Menschen wirklich das Recht auf qualitativ angemessene Übersetzungs- und Dolmetschleistungen und das Recht auf Belehrung und Unterrichtung in Strafverfahren?

Die Sektion bietet Raum für Beiträge über einsprachige Studien zum Gebrauch des Portugiesischen in verschiedenen rechtlichen Kontexten sowie zu kontrastiven Untersuchungen (deutsch-portugiesisch) in diesem Bereich. Daneben ermöglicht sie auch Diskussionen zu (Rechts-)Übersetzer- und Dolmetscherausbildung, Community Interpreting, Konferenz- und Gerichtsdolmetschen... Welche besonderen Herausforderungen bestehen für das Portugiesische als globale, plurizentrische Sprache in den genannten Bereichen?

“A língua portuguesa é uma construção conjunta de todos aqueles que a falam — e é assim desde há séculos. A minha língua — aquela de que me sirvo para escrever —, não se restringe às fronteiras de Angola, de Portugal ou do Brasil. A minha língua é a soma de todas as suas variantes. É plural e democrática. A sua imensa riqueza está nessa diversidade e na capacidade de se afeiçoar a geografias diversas, na forma como vem namorando outros idiomas, recolhendo deles palavras e emoções. Aprisionar a língua portuguesa às fronteiras de Portugal (ou de Angola ou do Brasil) seria mutilá-la, roubar-lhe memória e destino. (José Eduardo Agualusa)

Carapinha, Conceição (2005): Contributos para a análise da linguagem jurídica e da interacção verbal na sala de audiências. Tese de Doutoramento. Coimbra: Universidade de Coimbra.

Carapinha, Conceição/ Plag, Cornelia, (2018): “A interação verbal em sala de audiências: turn design”, in: Díaz Ferro, Marta/ Vaamonde, Gael/ Varela Suaréz, Ana/ Cabeza Pereiro, María del Carmen/ García-Miguel Gallego, José María/ Ramallo Fernández; Fernando (eds.): Actas do XIII Congreso Internacional de Lingüística Xeral. Vigo: Universidade de Vigo, 175-182.

Language & Law / Linguagem e Direito. Revista da Faculdade de Letras da Universidade do Porto (https://ojs.letras.up.pt/index.php/LLLD/index)

Legal and institutional translation. Special issue of Target 33,2 (2021).

Mabasso, E./ Heydon, G. (2022): “Mozambican Police Interviews: the interaction between official language and legal pluralism”, in: Ralarala, M.K./ Kaschula, R.H./. Heydon, G. (eds.): Language and the Law. Stellenbosch: SUN PreSS, 37-62.

Plag, Cornelia (2012): Vocabulário jurídico para tradutores de português-alemão. Tese de Dotoramento. Coimbra: Universidade de Coimbra.

Reichmann, Tinka (2020): „Welche juristischen Inhalte für die Dolmetscherausbildung?“, in: Babel 66, 2, 311–325. DOI: 10.1075/babel.00158.rei.

Reichmann, Tinka/ Beltrão, Taciana Cahu (2021): “Direito e tradução – influências recíprocas”, in: TradTerm  40, 157-179, unter: https://www.revistas.usp.br/tradterm/article/view/193687

  • Eliseu Mabasso (Universidade Eduardo Mondlane, Maputo)