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Morgens halb acht in Zwickau

Pünktlich 7:30 Uhr zur Vorlesung in Zwickau? Sollte eigentlich kein Problem sein. Eine Analyse der ÖPNV-Verbindungen vom Umland ins Zwickauer Zentrum zeigt allerdings, dass Studierende nicht auf dem Land wohnen sollten.

Neues Semester, neue Studierende, neue Überraschungen. Zum Start des Wintersemesters sah sich Prof. Flemming von der Fachgruppe Mathematik mit einem bisher nicht weiter beachteten Problem konfrontiert: Ein Teilnehmer der Veranstaltung "Data Science I" meinte, er könne nicht 7:30 Uhr in Zwickau sein, da keine passende ÖPNV-Verbindung existiere.

Nun ist hinreichend bekannt, dass das ÖPNV-Netz Löcher hat. Der Studierende wohnte allerdings nur 20 Kilometer Luftlinie von Zwickau entfernt in der Nähe von Stollberg. Prof. Flemming: "Da ich den ÖPNV intensiv nutze und das Netz gut kenne, habe ich selbst nach Verbindungen für den Studierenden gesucht. Nichts zu machen. Vor 7:50 Uhr schafft er es nicht nach Zwickau!"

Das Thema musste umfassender angegangen werden. Wo müssen Studierende wohnen, damit sie mit dem ÖPNV bis 7:30 Uhr nach Zwickau kommen? Also Fahrplandaten für Bahn und Bus besorgen, Fußwege zwischen benachbarten Haltestellen aus OpenStreetMap extrahieren, und sämtliche ÖPNV-Verbindungen, die vor 7:30 Uhr die Haltestelle "Zwickau, Zentrum" erreichen, im Umkreis von 50 Kilometern generieren.

Ergebnis: Weniger als 65 Prozent der über 6000 Bahn- und Bushaltestellen im 50-Kilometer-Umkreis bieten eine Verbindung nach Zwickau (mit und ohne Umsteigen). Möchte man frühestens 6:30 Uhr starten, so bleiben keine 8 Prozent der Haltestellen übrig. Frühaufsteher haben mehr Auswahl: Wer schon 5:30 Uhr starten kann, kann aus etwa 2000 Haltestellen (34 Prozent) wählen.

Zusammenstellen, Aufbereiten und Visualisieren der Daten für das Projekt werden Eingang in die Lehre im Studiengang Data Science finden.

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