Alumni-Porträt

Quelle: Fotostudio Schenk/Darmstadt

Prof. Dr. Ulrike Kramm

Juniorprofessorin "Katalyse und Elektrokatalyse", Technische Universität Darmstadt

Physikalische Technik, Diplom-Ingenieurin (FH)
(1999 - 2005)                                   

Studenten, die sich für eine Karriere in der Wissenschaft interessieren, haben, wenn sie entsprechend motiviert sind, sehr gute Erfolgsaussichten.                  



Was verbinden Sie mit der WHZ?

Als ich 1999 nach Zwickau kam, fiel mir natürlich sofort das sächsisch auf. Ich war seinerzeit einer der ersten Studenten aus den Alten Bundesländern und wurde oft als "Quotenwessi" bezeichnet. In unserem Studiengang sind viele Kommilitonen am Anfang noch nach Hause gefahren, worunter das Studentenleben ein wenig litt. Aber dann sucht man sich halt andere zum Parties machen.

 

Was haben Sie aus Ihrem Studium für Ihr weiteres (Berufs)-Leben mitgenommen, was bleibt?

Viele Grundlagen in schöner Breite (Natur- und Ingenieurwissenschaften). Ich bin froh, dass wir in unserem Studium derart breit ausgebildet wurden.

 

Was möchten Sie Studierenden und Studieninteressierten der WHZ mit auf den Weg geben?

Motivation ist mit das wichtigste. Und mit Blick auf die weitere Entwicklung von mir und anderen Kommilitonen: In vielen Fällen ist Zwickau nicht die letzte Station in der akademischen Ausbildung geblieben. Studenten, die sich für eine Karriere in der Wissenschaft interessieren, haben, wenn sie entsprechend motiviert sind, sehr gute Erfolgsaussichten.

 

Porträt im Campus³-Magazin der WHZ, Ausgabe Oktober 2017:

Professorin hat sich der Brennstoffzelle verschrieben
Prof. Dr. Ulrike Kramm von der TU Darmstadt begann Laufbahn einst an der WHZ

 

Sommer 2017 in Autodeutschland: Der Dieselskandal wabert durch Bundestagswahlkampf und Medien und rüttelt an den Grundfesten der deutschen Wirtschaft, der Elektromotor wird weiterhin großspurig belächelt und die Brennstoffzelle? Um die ist es erstaunlich ruhig geworden. Wer letztere Aussage sofort unterschreiben würde, der war noch nicht im Büro von Prof. Dr. rer. nat. Dipl-Ing. Ulrike I. Kramm an der Technischen Universität Darmstadt. Die 37-Jährige arbeitet gemeinsam mit ihrem 14-köpfigen Team daran, der Brennstoffzelle zum Durchbruch zu verhelfen. "In Europa wird etwa ein Drittel der Energie im Transportsektor umgesetzt, wobei der Großteil davon auf der Straße anfällt. Der damit verbundene CO2-Ausstoß könnte erheblich reduziert werden, wenn anstelle der Verbrennungsmotoren die Fahrzeuge mit Elektromotoren angetrieben würden, die ihre Energie zum Beispiel aus der Brennstoffzelle erhalten könnten. In der Protonen-Austausch-Membran-Brennstoffzelle wird die chemische Energie, die in Wasserstoff und Sauerstoff gespeichert ist, durch die „leise“ Verbrennung in elektrische Energie und Wasser, als einzigem Reaktionsprodukt, umgesetzt. Ein wesentliches Problem, das den kommerziellen Durchbruch der Technologie verhindert, ist der zur Zeit noch große Bedarf an teurem Platin, der die chemischen Reaktionen katalysiert", erzählt die Professorin. In ihrer Arbeit konzentriert sie sich auf die Entwicklung edelmetallfreier Brennstoffzellenkatalysatoren, um damit das Platin eines Tages ersetzen zu können.

Auf das Potenzial der Brennstoffzelle wurde sie während ihres Studiums der Physikalischen Technik, Schwerpunkt Umwelttechnik an der Westsächsischen Hochschule Zwickau (WHZ) aufmerksam. Erste Berührungen mit der Katalysatorforschung hatte sie, als sie ihre Diplomarbeit mit dem Titel "Herstellung und Charakterisierung von Titanoxinitridschichten für die photokatalytische Wasserspaltung" extern am Hahn-Meitner-Institut in Berlin schrieb. Seinerzeit wurde sie vom Förderverein der Westsächsischen Hochschule Zwickau mit dem Kirchhoff-Hummel-Preis ausgezeichnet. Aber das ist schon wieder ein anderes Thema.

Was viel wichtiger ist: "Damals bin ich davon ausgegangen, dass ich meine Diplomarbeit schreibe und am Ende eine Antwort habe. Das war ein Irrtum. Am Ende hatte ich eine halbe Antwort und acht weitere Fragen", erzählt sie. Diese Erfahrung habe sie ihr gesamtes bisheriges Leben als Wissenschaftlerin begleitet. Nach dem Studium in Zwickau blieb sie am Hahn-Meitner-Institute (HMI) Berlin, es folgte die Promotion an der Technischen Universität Berlin und dem Helmholtz-Center Berlin. Dann kam ein Postdoc in einer kanadischen Gruppe, eine Zwischenstation an der Brandenburgisch Technischen Universität Cottbus-Senftenberg, eine Gastprofessur an der TU Berlin, bevor sie im März 2015 den Ruf auf eine auf sechs Jahre befristete Juniorprofessur "Katalyse und Elektrokatalyse" an den Fachbereichen Chemie sowie Material- und Geowissenschaften der TU Darmstadt. Hier forscht sie mittlerweile sehr erfolgreich. Dafür spricht, dass es ihr unter anderem gelungen ist, beim Nachwuchsprogramm NanoMatFutur des Bundesministeriums für Bildung und Forschung eine Million Euro für ihre Nachwuchsgruppe "Fe-N-C-StRedO" einzuwerben. "Mit der Förderung und meiner Grundausstattung habe ich jetzt endlich die Mittel und Manpower mich ganz meiner Forschung zu widmen", sagt die 37-Jährige. Sie selbst steht nur noch sehr selten im Labor, verbringt die meiste Zeit am Schreibtisch, wo sie mit den Mitarbeitern ihrer Forschungsgruppe deren Ergebnisse bespricht, weitere Forschungen und Vorträge vorbereitet und Anträge schreibt. "Ich habe immer gern im Labor gearbeitet, finde es jetzt aber auch ganz schön, dass ich anderen meine Ideen mitgeben kann, damit diese dann umgesetzt werden", erzählt die Professorin.

An ihre Studienzeit in Zwickau denke sie immer noch gern zurück. "Allen, die sich mit dem Gedanken tragen, Physikalische Technik zu studieren, kann ich den Studiengang in Zwickau nur empfehlen", sagt sie. Die Ausbildung sei breit aufgestellt, das Studentenleben immer sehr schön gewesen. Und welchen Tipp hat sie für Studenten, die sich mit dem Abschluss in der Tasche für eine Karriere in der Wissenschaft interessieren? "Wenn man sich für eine Karriere in der Wissenschaft interessiert, hat man, wenn man entsprechend motiviert ist, sehr gute Erfolgsaussichten.“ Sie selbst ist der beste Beweis, dass da etwas dran ist.