Eine besondere Exkursion führte am 29. April 2025 eine Gruppe von Studierenden und Mitarbeitenden des Studiengangs Musikinstrumentenbau nach Berlin. Ziel waren das renommierte Auktionshaus Tarisio sowie das Musikinstrumenten-Museum des Staatlichen Instituts für Musikforschung Preußischer Kulturbesitz. Organisiert wurde die Exkursion insbesondere für Studierende des zweiten Semesters, sie stand jedoch auch fortgeschrittenen Jahrgängen sowie Mitarbeitenden offen.
Im Auktionshaus Tarisio, das auf hochwertige Streichinstrumente und Bögen spezialisiert ist, erhielten die Teilnehmenden einen exklusiven Einblick in den internationalen Handel mit berühmten Meisterinstrumenten. Fachkundige Erläuterungen kamen unter anderem von einer ehemaligen Studentin des Studiengangs in Markneukirchen, die heute bei Tarisio tätig ist. Sie berichtete über die Arbeit im Auktionshaus sowie über die anstehende große Frühjahrsauktion und deren Abläufe. Fragen zu Preisbildung, Provenienz und den Besonderheiten des Handelsalltags wurden offen diskutiert. Natürlich durften Instrumente angeschaut und ausprobiert werden – ein wichtiger Einblick gerade für Studierende, die im Neubau tätig sein wollen.
Zu den Instrumenten aus dem aktuellen Auktionskatalog, die vor Ort betrachtet werden konnten, zählten italienische und französische Meisterwerke – unter anderem eine Violine von A. Gagliano sowie ein Instrument von F. Pique. Auch zeitgenössische Geigen renommierter Geigenbauer wie D. Rubio und S. von Bæhr waren vertreten. Zudem war das vogtländische Handwerk durch eine Viola von Paul Knorr (1958) sowie ein Instrument aus der Werkstatt der Familie Ficker eindrucksvoll repräsentiert. Ergänzt wurde die Auswahl durch herausragende Bögen, darunter ein Cellobogen von Albert Nürnberger sowie Violinbögen von Hermann Richard Pfretzschner, und der Knopf-Familie.
Anschließend besuchte die Gruppe das Musikinstrumenten-Museum Berlin, das eigens für diesen Anlass an einem regulär geschlossenen Tag seine Türen öffnete. Die Teilnehmenden wurden von Mitarbeitenden des Hauses exklusiv durch die Dauerausstellung historischer Instrumente geführt. Ein besonderes Highlight für die Studierenden mit Schwerpunkt Geigenbau war der Besuch des Depots und der Restaurierungswerkstätten. Dort konnten bedeutende Instrumente aus nächster Nähe betrachtet werden. Die fachkundige Erläuterung restauratorischer Gedanken vermittelte einen lebendigen Eindruck davon, wie museale Bewahrung in der Praxis funktioniert – ein inspirierender Kontrast zur dynamischen Welt des Auktionshauses.
Die Teilnehmenden zeigten sich begeistert: Der Tag bot nicht nur fachliche Impulse, sondern auch Raum für Austausch. Ein besonderer Dank gilt hierbei den Mitarbeitenden dieser beiden Häuser, die uns herzlich empfangen und betreut haben.
Besonders eindrucksvoll erwies sich der direkte Vergleich „zweier Welten“: der lebendige Handel mit Instrumenten auf der einen Seite und deren museale Bewahrung, Erforschung und Vermittlung auf der anderen. Beide Perspektiven haben Einschränkungen und nicht alle Freiheiten. Beide prägen aber gleichsam das vielfältige Berufsbild im Musikinstrumentenbau und zeigen damit dessen Facettenreichtum.