Strukturierung

Lehrende verfügen über ein umfassendes Wissensnetz. Soll der Stoff vermittelt werden, greifen Lehrende in ihr Netz oder springen gar zwischen verschiedenen Themen. Die Studierenden ohne umfassendes Wissensnetz können den Stoff nur schwer einordnen und Themensprünge meist nicht nachvollziehen. Studierende benötigen eine strukturierte Wissensvermittlung.

Menschen können losgelöste Fakten nur schwerlich verinnerlichen. Werden diese Fakten in eine Ordnung gebracht (z. B. durch Verwendung von Zahlen bei Aufzählungen: „Es gibt drei Varianten von Säugetieren“), kausale Zusammenhänge und Korrelationen verdeutlicht oder mit eigenen Erfahrungen verbunden, wird studentisches Lernen umfangreicher und nachhaltiger möglich sein.

Je schwächer das Vorwissen der Studierenden, desto wichtiger ist die Strukturierung des Stoffes für den Lernerfolg. Der „rote Faden“ wird somit besonders von Studierenden in den ersten Semestern benötigt, während Sie in Diskussionen mit Kollegen reibungslos zwischen Fachgebieten springen können.

Hinweise:

Das schrittweise Herleiten von komplexen Sachverhalten hilft Studierenden, Ihrer Lehrveranstaltung zu folgen. Durch Raum für Fragen am Ende jedes Schritts, können Sie die einzelnen Teilschritte absichern. Das Herleiten an der Tafel (oder Whiteboard/Flipchart) unterstützt Sie dabei, in einem angemessenen Tempo zu arbeiten. Zudem können Sie eine inhaltslogische Kohärenz in Ihren Lehrveranstaltungen beispielsweise erreichen durch:

  1. Voraussetzungen vor Folgerungen
  2. Früheres vor Späterem,
  3. Altes vor Neuem,
  4. Alltagswissen vor spezifischem wissenschaftlichen Wissen,
  5. Erläuterung/Diskussion von Begriffen vor deren Anwendung,
  6. Basales vor Speziellem,
  7. Einfacheres vor Schwierigerem.

Geben Sie den Studierenden Raum, Fragen zu stellen. In kleineren Gruppen können Sie Lehrinhalte auch im Dialog mit Ihren Studierenden entwickeln (Dallmeier et al., 2012).

Für Ihre Studierenden kann es ungemein hilfreich sein, die Strukturierung der Lehrveranstaltung nicht nur durch den Verlauf der Lehrveranstaltung unbewusst aufzunehmen, sondern explizit kennengelernt zu haben. Die „Sichtbarmachung des Bauplanes“ (Schulz von Thun, 1981) ermöglicht das (Wieder-)Finden des „roten Fadens“. Erläutern Sie Ihren Plan für das Modul in der ersten Veranstaltung des Semesters und visualisieren Sie diesen (als Folie, als Kopie, im Netz, als Aushang). Verweisen Sie immer wieder darauf und ordnen Sie neue Themen dort ein.

Ihr Plan bindet natürlich nicht nur die Studierenden an einen nun festgelegten Ablauf. Sie selbst würden Ihren Plan entwerten, wenn Sie diesen im Laufe des Semesters nicht einhalten würden oder wenn keine Übereinstimmung zwischen Plan und Skript oder Veranstaltungsinhalten und Veranstaltungsablauf erfolgt.

Offenheit kann durchaus präzise geplante und durchstrukturierte Lehrveranstaltungen bedrohen. In dieser Situation offenbaren sich Überzeugungen von Hochschullehrern. Ist „gute Lehre“ durch einen Ablauf „nach Plan“ gekennzeichnet oder durch die Aktivität der Teilnehmenden? Orientiert sich der Grad an Offenheit an den Lehrgewohnheiten des Lehrenden oder den Merkmalen der Studierenden? So wird ein strukturierter Unterricht besonders bei geringem Vorwissen und ungünstiger motivationaler Orientierung (z. B. Misserfolgsfurcht, Prüfungsangst) der Lernenden empfohlen (Helmke & Weinert, 1997).

Aktivität und Offenheit ist nicht mit Beliebigkeit gleichzusetzen. Durch den Vorsprung an Fachwissen, durch das Setzen von Veranstaltungszielen und durch Diskussionsführung schaffen Lehrpersonen die Rahmenbedingungen für „gute Lehre“. Versuchen Sie daher, die Planung der Lehrveranstaltung besonders auf die Rahmenbedingungen zu legen, innerhalb derer Offenheit gewährleistet wird.

Wenn Sie phasenweise das Aktivitäts- und Lehrzepter im Rahmen von Referaten und Gruppenarbeit aus der Hand geben (was durchaus einer modernen Didaktik nachkommt), gefährdet dies die Nachvollziehbarkeit von Aufbau und Struktur Ihrer Lehrveranstaltung. Steuern Sie daher die Gruppenarbeit entlang Ihres Veranstaltungs- oder Themenplanes durch klare Aufträge und Zeitvorgaben. Bringen Sie die Ergebnisse der Gruppenarbeiten in Ihre inhaltliche Struktur. Dies gilt ebenso bei Referaten, für die Sie zusätzlich eine kurze Einführung und am Ende eine Zusammenfassung geben sollten.

Für Lehrende ist die Struktur der Lehrveranstaltung oder des Moduls klar. Sie verfügen über ein dichtes Wissen mit Unmengen von Bezügen, Querverweisen und Zusammenhängen. Und unzählige Male erklären Lehrende die Struktur, in der Hoffnung, Orientierung zu geben und das Lernen neuer Inhalte zu erleichtern – nicht immer mit dem erhofften Erfolg.

Für die Studierenden als Novizen des Faches ist die komplexe Strukturierung nicht immer verstehbar. Um herauszufinden, ob dem so ist, versuchen Sie einmal, die Studierenden eine Struktur des Moduls erstellen zu lassen. Damit erfassen Sie die Denkweise und den Wissensstand der Studierenden und können bedarfsgerecht ergänzen.

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