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„Glück ist, was passiert, wenn Vorbe-
reitung auf Gelegenheit trifft.”
Seneca
Es ist keinesfalls so, dass ich die Ent-
wicklung der Westsächsischen Hoch-
schule Zwickau (WHZ) in den ver-
gangenen Jahren nicht weiterverfolgt
hätte. Die Mädlers sind eine alteingeses-
sene Familie in Zwickau, auch wenn wir
mit dem gleichnamigen Gasthof Ober-
hohndorf oder der ebenfalls unseren
Namen tragenden Passage in Leipzig
nichts zu tun haben. Mein Urgroßvater
war Oberingenieur bei Horch, ich wurde
in Zwickau geboren, meine Eltern und
meine Schwiegereltern wohnen noch
immer dort. Mindestens einmal im Jahr
bin ich mit meiner Frau und unseren bei-
den Kindern in Zwickau zu Gast, meist an
Weihnachten. Und so habe auch ich
wahrgenommen, dass an der WHZ neue
Gebäude entstanden sind und alte reno-
viert wurden.
Wieder richtig intensiv wurde der
Kontakt aber erst im vergangenen Jahr,
als die Fakultät Physikalische Technik/In-
formatik den 25. Jahrestag ihrer Grün-
dung feierte. Beim Festakt war auch ich
mit dabei, konnte mit Kommilitonen
sprechen, die ich aus den Augen verloren
hatte und mich mit Professor Krautheim
und Professor Zscherpel austauschen.
Beiden habe ich, mit Blick auf mein Stu-
dium und meine Promotion, viel zu ver-
danken. Aus einem Gespräch mit
Professor Hartmann entstand sogar eine
neue, gemeinsame wissenschaftliche Pu-
blikation. Alumni-Netzwerke zahlen sich
also für beide Seiten – für die Absolven-
ten und die Hochschule – aus. Ich bin
deshalb sehr gespannt, wie sich die
Alumniarbeit an der WHZ in den nächs-
ten Jahren noch entwickeln wird.
Natürlich haben wir dabei auch ein
bisschen in Erinnerungen an ein Studium
geschwelgt, das unter ganz besonderen
Bedingungen stattfand. Eigentlich wollte
ich in Karl-Marx-Stadt Medizintechnik
studieren, doch weil ich mich nicht für
drei Jahre bei der Armee verpflichten
wollte, wurde wahrscheinlich dieses An-
„Das Studium war ein Anker in stürmischer See”
Diesjähriger Leibniz-Preisträger erinnert sich an seine Zeit an der Hochschule
sinnen zu DDR-Zeiten abgelehnt. Also
fiel die Wahl auf Zwickau, was sich am
Ende ganz im Sinne des diesem Text vo-
rangestellten Zitates von Seneca als rich-
tige Entscheidung erwies. Denn ich
wusste zwar, dass ich ein Faible für Zah-
len hatte, dass ich gern etwas mit Physik
machen wollte. Aber was ich mit dem
Abschluss wirklich anfangen sollte, davon
hatte ich zu Beginn des Studiums ehrlich
gesagt nicht so viel Ahnung. Der Studi-
engang Physikalische Technik war da so
etwas wie ein Anker in den turbulenten
Wendejahren, als auch die Technische
Hochschule Zwickau im Umbruch war,
was wir als Studenten zwar nur am
Rande mitbekamen, aber unsere Profes-
soren ganz sicher bewegte. In den Vorle-
sungen ließen sie sich davon allerdings
nicht viel anmerken.
Als feststand, dass aus der Techni-
schen Hochschule eine Fachhochschule
werden würde, wechselten einige meiner
Kommilitonen nach Dresden. Ich blieb in
Zwickau. Denn auch wenn die Zeiten tur-
bulent waren, eins war gewiss: Einen so
Von Lutz Mädler
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