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FROHES CHANUKKA ! חנוכה שמח

DIE UNIVERSALE BOTSCHAFT DES 2187 JAHRE ALTEN FESTES

Chanukkia am Brandenburger Tor in Berlin, Dezember 2019 Foto: Olga Ernst, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Chanukkia am Brandenburger Tor in Berlin, Dezember 2019 Foto: Olga Ernst, Lizenz: CC BY-SA 4.0: https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=85388837

Vom 7. bis zum 14. Dezember wird in diesem Jahr überall auf der Welt in den jüdischen Gemeinden das Chanukkafest gefeiert. Gedacht wird der Wiedereinweihung des 2. Tempels in Jerusalem im Jahr 3597 jüdischer Zeitrechnung (164 v. Chr.), die das Ende des Verbots der Religionsausübung durch die damals dort herrschenden Seleukiden bedeutete, und die eine vollkommene Assimilierung an die griechische Kultur gefordert und beispielsweise das Thorastudium verboten hatten (cf. de Vries 1988: 100-108).

Doch „die Botschaft des Festes der Lichter ist universal. Sie ist die des Sieges des Lichtes über die Dunkelheit. Chanukka ist eine Botschaft der Hoffnung. Die Gelegenheit, die Dunkelheit zum Verschwinden zu bringen, und zwar nicht nur die persönliche Dunkelheit oder die in der Familie, sondern auch die der Welt“ (zitiert nach Orfila 2022), sagt der Rabbiner Mendy Shemtov von der Synagoge Beit Jabad Uruguay gegenüber der uruguayischen Tageszeitung El País. Auch Eva Pruschi schreibt im Schweizer jüdischen Wochenmagazin Tachles: „Chanukka hat eine universale Dimension. Es birgt die Botschaft des Vertrauens und der Hoffnung gegen das Dunkel in der Welt“ (Pruschi 2022).

Es geht aber auch um das Dunkel des Nicht-Wissens, das Dunkel der Ignoranz. So sagt der Frankfurter Rabbiner Avichai Apel in einem Interview gegenüber der Jüdischen Allgemeinen zur universalen Botschaft von Chanukka:
„Menschen sollen sich informieren und nicht im Dunkeln sitzen bleiben. […]. Auch Kinder können für unsere Zukunft wunderbares beitragen. Wir sollten sie daher ermutigen, zu lernen und sich zu informieren und nicht den Hasspredigern zuzuhören. Lernen kann man immer und überall, zum Beispiel von Vorbildern. Wenn wir uns stärker in Liebe zuwenden, werden wir sehen, dass Unterschiede zwischen Menschen minimal sind“ (zitiert nach Witte 2022).

Auch, dass die Religionsfreiheit und der gegenseitige Respekt vor den Glaubensüberzeugungen zu den Grundlagen einer jeden Gesellschaft gehört, sieht er als eine zentrale universale Botschaft von Chanukka.

Die universale Botschaft der Hoffnung durch das Licht in das Dunkle der Welt kommt auch in der Fröhlichkeit der Chanukkalieder zum Ausdruck. Eines der populären modernen Chanukkalieder wurde 1983 von der in Sarajewo geborenen Sängerin Flory Jagoda (1923-2021), die nach dem Überleben der Shoah 1946 in die USA auswanderte (cf. Levin s.d.), in ihrer Muttersprache Ladino geschrieben– dem Spanischen der Nachfahren der 1492 aus Spanien vertriebenen Juden, das sich zu einer eigenen Sprache entwickelt hat und heute mit lateinischen Buchstaben geschrieben wird.

OCHO KANDELIKAS
von Flory Jagoda (aus: Rikordus di mi Nona)
Hanukah linda sta aki
Ocho kandelas para mi
Una kandelika, dos kandelikas
Tres kandelikas, kuatro kandelikas
Sintyu kandelikas, sej kandelikas
Siete kandelikas, ocho kandelas para mi
Muchas fiestas vo fazer
Kon alegria i plazer
Los pastelikos vo kumer
Kon almendrikas i la myel, oh
(vgl. z.B. die Interpretation der puerto-ricanischen Sängerin Arleen Elysheva Ramirez, unter https://www.youtube.com/watch?v=mca1KkAhy3w. Dort findet sich auch eine Übersetzung des Textes).
! חנוכה שמח – ¡Feliz Jánuca! – Frohes Chanukka!

Thomas Johnen, Dekan

Bibliographie
Levin, Neil. W. (s.d.): „Ocho kandelikas - Flory Jagoda“, unter: https://www.milkenarchive.org/music/volumes/view/cycle-of-life-in-synagogue-and-home/work/ocho-kandelikas/ (02.12.2023).
Orfila, María de los Ángeles (2022): „Las familias judías se reúnen para celebrar la “fiesta de las luminarias”, la que se prolonga por ocho noches“, in: El País [Montevideo] [online] 16.12.2022, unter: https://www.elpais.com.uy/vida-actual/hoy-es-la-primera-noche-de-januca-cual-es-el-mensaje-de-esta-festividad-judia (02.12.2023).
Pruschi, Eva (2012): „Damit das Licht nicht ausgeht“, in: Tachles [online] (07.12.2012), unter: https://swissjews.ch/site/assets/files/0/01/912/tachles_damitdaslichtnichtausgeht_ep.pdf (02.12.2023).
Radio JAI (2022): Somos estrellas que estamos aquí para iluminar, el mensaje del judaísmo es Universal, unter: https://www.radiojai.com/index.php/2022/12/20/136634/somos-estrellas-que-estamos-aqui-para-iluminar-que-el-mensaje-del-judaismo-es-universal/ (02.12.2023).
Vries, S[imon] Ph[ilip] de ([1927-1932] 51985): Jüdische Riten und Symbole, aus dem Niederländischen von Miriam Sterenzy. Wiesbaden: Fourier.
Witte, Leticia (2021): „Interview: »Die Religionsfreiheit gerät immer mehr unter Druck«; Rabbiner Avichai Apel über Chanukka, die Corona-Pandemie und Herausforderungen für das jüdische Leben in Europa“, in: Jüdische Allgemeine [online] (01.12.2021), unter: https://www.juedische-allgemeine.de/politik/die-religionsfreiheit-geraet-immer-mehr-unter-druck/ (02.12.2023).

Wer mehr über Chanukka auf Ladino (auch Judenspanisch oder Djudezno genannt) lesen möchte, sei beispielsweise auf den Artikel der Ladinoversion von Wikipedia verwiesen:
„Hanukka“, unter: https://lad.wikipedia.org/wiki/Hanukka (02.12.2023).